Donnerstag, 22. Juni 2000

Demo in Eberswalde

Übergriffe von Neonazis halten an. Antifaschistische Demonstration am 2. Juli

Ralf Fischer / Junge Welt

Am Pfingstwochenende wurden gegen zwei Neonazis, die einen Jugendtreff der linken Szene in Eberswalde demoliert hatten, Haftbefehle vollstreckt. Ausgangspunkt für die Zerstörungen am linken Treff »Rockbahnhof« war nach Aussagen eines 17jährigen Tatverdächtigen eine Wette, ob man sich traue, Linke zu provozieren. Aus Frust, am »Rockbahnhof« keine Linken getroffen zu haben, habe man Jalousien und Eingangstür beschädigt.

Nachdem am 31. Mai in Eberswalde der 22jährige Falco L. von einem Rechtsradikalen ermordet worden war, gab es immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen. Falco L. starb an einem Lungenriß, nachdem er vor ein fahrendes Taxi gestoßen worden war. Vier Tage danach fand eine Antifademonstration mit über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Kurz nach der Kundgebung am Tatort erfuhren die Demonstranten, daß sich im nahegelegenen Neubaugebiet provokativ Rechte versammelten. Daraufhin löste sich ein Teil der Antifaschisten vom Zug und geriet wenig später in Auseinandersetzungen mit Polizei und Bundesgrenzschutz. An einem von Rechten dominierten Jugendklub gingen Scheiben zu Bruch. Eine Woche später wurde ein Brandanschlag auf die Bushaltestelle, an der Falco starb, verübt. Die mit Blumen und Kerzen geschmückte Bushaltestelle wurde verwüstet. Auch der evangelische Jugendkeller, in dem sich linke Jugendliche treffen, wird immer wieder Opfer von rechten Angriffen.

Der Druck auf Antifaschistinnen und Antifaschisten in Eberswalde wird immer größer. Einerseits verüben Rechte immer wieder Übergriffe auf Linke und linke Projekte, andererseits versuchen Stadtverwaltung und Polizei den Mord an Falco L. zu entpolitisieren und den Widerstand dagegen zu kriminalisieren. Die Vertuschung des politischen Hintergrundes des Mordes und die Kriminalisierung von Antifaschisten sollen auch auf der Antifademonstration am 2. Juli thematisiert werden. Unter dem Motto »Kein Vergeben - Kein Vergessen« soll Falco und allen anderen Opfern von Neonazis gedacht werden.

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