Freitag, 11. Mai 2001

Marschieren für eine Nazi-Normalität

Neonazis wollen erneut in Berlin gegen die »Intoleranz« demonstrieren

Ralf Fischer / Junge Welt

Nachdem am 1. Mai rund 900 Anhänger der NPD relativ ungestört durch Berlin-Hohenschönhausen marschieren konnten, steht für den kommenden Samstag die nächste Neonazidemonstration in Berlin bevor. Zum 12. Mai mobilisiert die Kameradschaft Germania aus Berlin zu einer Demonstration durch den Bezirk Lichtenberg. Vom S-Bahnhof Lichtenberg aus wollen die Neonazis quer durch den Bezirk marschieren. Die Polizei will den Aufmarsch mit Auflagen genehmigen. So sollen nur Fahnen der Bundesrepublik und ihrer Bundesländer erlaubt, Trommeln, Fackeln und das Tragen von Bomberjacken und Springerstiefeln hingegen verboten sein.

Die Kameradschaft Germania ruft sarkastischerweise unter dem Motto »Gegen Faschismus und Intoleranz« zur Teilnahme an der Demonstration auf. Diese Parole, die Mitglieder der Nazi-Gruppierung seit längerem benutzen, wurde schon im Januar bei einem Aufmarsch in Greifswald auf einem Transparent präsentiert. Auch am 1. Mai in Hohenschönhausen waren die Germania-Anhänger mit diesem Transparent dabei.

Das von Christian Worch geleitete »Nationale und Soziale Aktionsbüro Norddeutschland« aus Hamburg ruft ebenfalls zur Teilnahme an der Demonstration auf. Auch Brandenburger Kameradschaften haben auf ihren Internetseiten angekündigt, am Samstag nach Berlin zu kommen.

Das ständige Aufmarschieren der braunen Horden hat indes in Berlin für eine schrittweise Rückentwicklung der antifaschistischen Gegenaktivitäten gesorgt. Auch für den nun angekündigten Naziaufmarsch wird erst seit einer Woche innerhalb der antifaschistischen Szene mobilisiert.

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