Freitag, 3. März 2006

NPD will Antirassismus-Seminar "besuchen"


Ralf Fischer & Juri Eber / Mut gegen rechte Gewalt

Richtig stolz vermelden es inzwischen rechte Kameradschaften oder NPD-Mitglieder, wenn sie sich in Versammlungen ihrer Gegner mischen und für Verunsicherung sorgen - ein in rechten Kreisen mittlerweile trainiertes Spiel. Im Brandenburgische Fürstenwalde wird das jetzt sogar mit Ansage versucht.

Der Verein Phoenix e.V., der seit 10 Jahren in ganz Deutschland gegen Rassismus kämpft, führt am kommenden Wochenende in der Nähe des brandenburgischen Orts Storkow ein Seminar über erlebten Rassismus durch. Es wird darum gehen, dass sich farbige Jugendliche aus Berlin und Brandenburg, die Erfahrungen mit Rassismus gemacht haben, mitenander vernetzen und künftig austauschen. Außerdem wollen sie sich tiefgründiger und konkreter als sonst mit den Ursachen von Rassismus und ihrem Umgang damit befassen. Titel des Erfahrungsaustauschs: "Wochenende nur mit schwarzen Jugendlichen, ... also Jugendliche, die auf Grund ihrer dunkleren Hautfarbe Erfahrungen haben mit einem Phänomen, das es ja eigentlich nicht oder kaum gibt in Deutschland: Rassismus... trifft Jugendliche mit afrikanischen, indischen oder türkischen Eltern genau so wie schwarze Deutsche, ... nervt schwarze Jugendliche, weil das Thema hier meist zu oberflächlich, zu oft oder viel zu wenig behandelt wird, ... nervt, verletzt, schadet, stumpft ab, reizt, ... wie bei einem Eisberg ist nur die Spitze sichtbar."

Der örtliche NPD-Kreisverband Oderland hat - als Reaktion auf die Seminar-Bewerbung nun auf seiner Website angekündigt dieses Seminar zu "besuchen und (zu) begleiten". Wörtlich heißt es dort unter der Überschrift "Die Weißen kommen!" voller Polemik: "Der NPD-Kreisverband Oderland und die NPD-Kreistagsfraktion Oder-Spree werden das Wochenende nur mit schwarzen Jugendlichen vom 03.-05. März 2006 in Storkow aufmerksam begleiten und besuchen. In Zeiten, da der Landkreis Oder-Spree und seine Gemeinden Kitas, Schulen und Jugendklubs schließt, werden wir den Verantwortlichen genau auf die Finger schauen, wieviel "Schwarz"geld das deutschfeindliche Wochenende in Storkow verschlingen wird".

Was bei jenen unter "besuchen" verstanden wird kann man sich denken - es ist bewusst benutztes Drohvokabular mit dem Ziel, zu verunsichern. Eine Masche von Rechtsextremen. Besagter NPD-Kreisverband Oderland besteht aus den Landkreisen Oder-Spree, Märkisch-Oderland und der Stadt Frankfurt/Oder. Vor allem in Frankfurt/Oder ist bekannt, dass die NPD mit militanten Neo-Nazis kooperiert. Die zuständige Polizeidienststelle ist alarmiert. "Wir werden vor Ort präsent sein, da eine Gefährdung nicht auszuschließen ist", so die Dienststelle gegenüber www.mut-gegen-rechte-gewalt.de.

Einschüchtern lassen wollen sich die Veranstalter aber nicht - im Gegenteil, so betont selbstbewusst die Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis Oder-Spree, Wanda Nikulka: "Wir wissen, dass die gerne einschüchtern wollen, da werden sie bei uns jedoch ins Leere laufen".

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