Nazis marschierten im mehreren Städten. Antifaschisten hielten dagegen
Ralf Fischer & Anke Fuchs / Junge Welt
Am Sonnabend marschierten in mehreren ostdeutschen Städten und in
Berlin mehr als 900 Neonazis. In Magdeburg sammelten sich rund 250
NPD-Anhänger mit schwarz-weiß- roten Fahnen und skandierten »Hier
marschiert der nationale Widerstand«. In Görlitz kamen rund 300 und in
Königs Wusterhausen bei Berlin knapp 250 Neonazis zu Kundgebungen
zusammen. In Berlin versammelten sich zudem etwa 30 Anhänger der
Republikaner am Brandenburger Tor mit einem Transparent »SED/PDS - Die
Mörder sind unter uns«. Im brandenburgischen Milmersdorf löste die
Polizei am Sonnabend eine als Party getarnte Zusammenkunft von rund 60
Neofaschisten aus Templin, Schwedt und Angermünde auf. An allen anderen
Orten schützten massive Polizeiaufgebote die Neonazis und sorgten dafür,
daß es zu keinen Zusammenstößen mit Antifaschistinnen und
Antifaschisten kommen konnte. Denn diese waren zahlreich auf den
Straßen. Überall, wo sich Neonazis versammelten, standen ihnen
Gegendemonstranten gegenüber, aber auch in Dessau, Leipzig und Chemnitz
demonstrierten Antifaschistinnen und Antifaschisten gegen
neofaschistische Gewalt.
In Dessau gedachten am Freitag abend über 2 000 Menschen des ermordeten Alberto Adriano, der am Pfingstwochenende von drei Rechtsextremisten im Dessauer Stadtpark zusammengeschlagen worden war und drei Tage später starb. Zahlreiche Politiker hatten nach dem Mord an dem Mocambiquaner zu mehr Zivilcourage aufgerufen. So warnte die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung Marieluise Beck: »Wenn der Geist der Springerstiefel Oberhand gewinnt, trifft es heute den Schwarzen, morgen den Homosexuellen und übermorgen den Liberalen«. An der Spitze des Trauerzugs lief Ministerpräsident Reinhard Höppner mit. Alberto Adriano sei der erste ermordete Ausländer in Sachsen-Anhalt, sagte der SPD-Politiker. »Aber bei uns wurden auch schon zwei junge Punks erschlagen«, erinnerte er an Torsten Lamprecht und Frank Böttcher, die 1992 beziehungsweise 1997 von Skinheads brutal ermordet worden waren. Auf einer nach der offiziellen Trauerkundgebung stattfindenden Spontandemonstration autonomer Antifaschisten wurde die Wut über den Mord, aber auch über die unerträgliche Heuchelei der Politiker deutlich, für deren antirassistische Bekundungen es erst eines weiteren Mordes bedurft hatte. Die 400 Antifaschisten wiesen in Sprechchören und Redebeiträgen darauf hin, daß dieser Staat und seine Politiker Mitverantwortung für den alltäglichen Rassismus tragen.
Die Demonstration am Sonnabend nachmittag in Leipzig- Grünau setzte ein offensives Zeichen gegen die rechtsextremen Strukturen und die rechte Subkultur im Stadtbezirk. Bundesweit bekannt geworden war Grünau durch einen Jugendtreff, der von neofaschistischen Kadern zum Ausbau ihrer Strukturen genutzt werden konnte. Das Kirschberghaus, so hieß der Jugendtreff, war zwar zunächst wegen massiver Proteste geschlossen worden, konnte aber einige Monate später mit neuem Konzept wiedereröffnet werden. Selbst staatliche Stellen geben zu, daß der Stadtbezirk weiterhin von Neofaschisten geprägt wird. Sämtliche Jugendclubs sind von Neofaschisten und deren Umfeld okkupiert, Übergriffe auf andersaussehende und andersdenkende Menschen sind keine Seltenheit. Gegen diese Entwicklung stellt sich die Grünauer Antifa-Gruppe. Die Demonstration am Sonnabend war der Höhepunkt ihrer Kampagne für ein alternatives Jugendzentrum in Grünau und gegen das Schweigen eines Großteils der Bevölkerung zu neofaschistischen Aktivitäten und Übergriffen. Neben antifaschistischen Gruppen gehörte auch die örtliche PDS zu den Aufrufern. In einer gemeinsamen Erklärung heißt es: »Wir wollen nicht etwa einen Stadtteil als braunen Fleck auf der Landkarte stigmatisieren, sondern zeigen, daß Zivilcourage und antifaschistischer Widerstand den Neonazis keine Chance einräumen werden.«
In Dessau gedachten am Freitag abend über 2 000 Menschen des ermordeten Alberto Adriano, der am Pfingstwochenende von drei Rechtsextremisten im Dessauer Stadtpark zusammengeschlagen worden war und drei Tage später starb. Zahlreiche Politiker hatten nach dem Mord an dem Mocambiquaner zu mehr Zivilcourage aufgerufen. So warnte die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung Marieluise Beck: »Wenn der Geist der Springerstiefel Oberhand gewinnt, trifft es heute den Schwarzen, morgen den Homosexuellen und übermorgen den Liberalen«. An der Spitze des Trauerzugs lief Ministerpräsident Reinhard Höppner mit. Alberto Adriano sei der erste ermordete Ausländer in Sachsen-Anhalt, sagte der SPD-Politiker. »Aber bei uns wurden auch schon zwei junge Punks erschlagen«, erinnerte er an Torsten Lamprecht und Frank Böttcher, die 1992 beziehungsweise 1997 von Skinheads brutal ermordet worden waren. Auf einer nach der offiziellen Trauerkundgebung stattfindenden Spontandemonstration autonomer Antifaschisten wurde die Wut über den Mord, aber auch über die unerträgliche Heuchelei der Politiker deutlich, für deren antirassistische Bekundungen es erst eines weiteren Mordes bedurft hatte. Die 400 Antifaschisten wiesen in Sprechchören und Redebeiträgen darauf hin, daß dieser Staat und seine Politiker Mitverantwortung für den alltäglichen Rassismus tragen.
Die Demonstration am Sonnabend nachmittag in Leipzig- Grünau setzte ein offensives Zeichen gegen die rechtsextremen Strukturen und die rechte Subkultur im Stadtbezirk. Bundesweit bekannt geworden war Grünau durch einen Jugendtreff, der von neofaschistischen Kadern zum Ausbau ihrer Strukturen genutzt werden konnte. Das Kirschberghaus, so hieß der Jugendtreff, war zwar zunächst wegen massiver Proteste geschlossen worden, konnte aber einige Monate später mit neuem Konzept wiedereröffnet werden. Selbst staatliche Stellen geben zu, daß der Stadtbezirk weiterhin von Neofaschisten geprägt wird. Sämtliche Jugendclubs sind von Neofaschisten und deren Umfeld okkupiert, Übergriffe auf andersaussehende und andersdenkende Menschen sind keine Seltenheit. Gegen diese Entwicklung stellt sich die Grünauer Antifa-Gruppe. Die Demonstration am Sonnabend war der Höhepunkt ihrer Kampagne für ein alternatives Jugendzentrum in Grünau und gegen das Schweigen eines Großteils der Bevölkerung zu neofaschistischen Aktivitäten und Übergriffen. Neben antifaschistischen Gruppen gehörte auch die örtliche PDS zu den Aufrufern. In einer gemeinsamen Erklärung heißt es: »Wir wollen nicht etwa einen Stadtteil als braunen Fleck auf der Landkarte stigmatisieren, sondern zeigen, daß Zivilcourage und antifaschistischer Widerstand den Neonazis keine Chance einräumen werden.«
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