Interview mit Pierre-Alexander Richard, Politikwissenschaftler aus Potsdam, über die Rückübertragung von Grundstücken der Jüdischen Landarbeit GmbH an die Jewish Claims Conference (JCC) in Südbrandenburg.
RF: Anfang September hat in der
Auseinandersetzung um die Rückübertragung von Grundstücken der
Jüdischen Landarbeit GmbH an die Jewish Claims Conference (JCC) im
Cottbuser Ortsteil Groß Gaglow die Schlichtung unter dem ehemaligen
Präsidenten des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg, Jürgen
Kipp, begonnen. Sie haben sich mit dem Streit um die Restitution in
Ihrer Bachelorarbeit auseinandergesetzt. Weshalb siedelten Juden 1930
im südlichen Teil von Brandenburg und nicht in Palästina?
P-A.R.: Der ansteigende Antisemitismus der 20er
Jahre vor allem in den ländlichen Gebieten im Osten des Deutschen
Reiches, wie zum Beispiel Ostpreußen und Pommern, war die
ausschlaggebende Motivation hinter der Idee nach Brandenburg zu
ziehen. Die meisten Siedler waren Veteranen des 1.
Weltkrieges, teilweise hoch dekoriert. Sie wollten unter Beweis
stellen, dass Juden Landwirtschaft betreiben können. Bei dem Projekt
handelte es sich um ein antizionistisches Projekt. Für die Siedler
war es von höchster Wichtigkeit, in Deutschland zu bleiben und
andere Juden auszubilden. damit diese in Deutschland Ackerland
bewirtschaften können.