Eine brasilianische Spielefirma greift in den
Nahostkonflikt ein – mit allen Klischees
Ralf Fischer / Neues Deutschland
Um die friedlichen Absichten der palästinensischen Befreiungsbewegung einer politisch interessierten Öffentlichkeit näherzubringen, plant die in Brasilien beheimatete Firma Nidal Nijm Games die Veröffentlichung eines Ego-Shooters, in dem die Feinde ohne viel Federlesens aus dem Leben geschossen werden. Diplomatische Optionen sind in dem Game »Fursan al-Aqsa: The Knights of the Al-Aqsa Mosque« ausgeschlossen. Spielziel ist es, mit Messer, Maschinenpistole und Panzer den überall als israelisch markierten Feind gänzlich auszumerzen.
Skurrilerweise behaupten die Herausgeber, das Spiel solle mit den vorherrschenden Stereotypen über den Nahen Osten brechen. Dabei rekurrieren Story und Bildsprache auf genau jene altbekannten Mythen bewaffneter palästinensischer Gruppen. Hier die aus Gründen der Selbstverteidigung handelnden heldenhaften palästinensischen Freiheitskämpfer, die sich lediglich zur Wehr setzen. Auf der anderen Seite die blutrünstigen Israelis, die noch nicht einmal Kinder verschonen. Zwischentöne sucht man vergeblich.
Im Spiel wird die Glorifizierung des bewaffneten Widerstandes als unausweichlicher Akt der Notwehr gleich zu Beginn äußerst dramatisch eingeführt. Der Hauptprotagonist der Geschichte ist der Medizinstudent Ahmed al-Falastini, der zufällig in die Fänge der israelischen Sicherheitsbehörden gerät und trotz erwiesener Unschuld im Gefängnis brutal gefoltert wird.
Statt als Arzt nach der Entlassung das Leid der Menschen zu lindern, entschließt sich al-Falastini, das Werk einer terroristischen Gruppierung zu vollenden. Schließlich hat er nichts mehr zu verlieren, die Eltern kamen während seiner Haft bei einer israelischen Bombardierung ums Leben. So tragisch wie klischeehaft kommt der einstige Pazifist zum Terrorismus. Und die Propaganda zum Gamer.
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